Exzedentenversicherung

Sofern das maximal zur Verfügung gestellte Limit eines Versicherers aus Sicht der Versicherungsnehmerin nicht ausreicht, um die eventuellen Haftungsrisiken weitestgehend zu decken, besteht die Möglichkeit zusätzliche Kapazitäten bei anderen Versicherern einzukaufen, die dann nach Verbrauch der jeweils vorlaufenden Versicherungssumme zur Verfügung steht.

Häufig ist dies der Fall, wenn die potenziellen Haftungsrisiken – bspw. bei DAX-Unternehmen – das  maximale Limit an Versicherungssumme des Grundversicherers (gleichzeitig Attachment Point für den Exzedentenversicherer) übersteigen. Bei einer größeren Anzahl an Exzendentenverträgen (auch Layer genannt) ist häufig die Rede von einem Tower. In der Regel zeichnet der Exzedentenversicherer auf das Bedingungswerk des Grundversicherers „Follow Form“. Individuelle Abreden, die von den Bedingungen des Grundversicherers abweichen sind darüber hinaus möglich. Weiterhin stehen die anknüpfenden Versicherungssummen in den allermeisten Fällen als Summenausschöpfungsdeckung (Drop-Down bzw. Step-Down) zur Verfügung. Dies bedeutet, dass das Limit des Exzedentenvertrages im Versicherungsfall früher zur Verfügung steht, sofern die Versicherungssumme des Grundvertrages (Primary) bereits verbraucht oder lediglich gemindert wurde. Außerdem zu beachten gilt, dass es sich um eigene Versicherungsverträge handelt und dem Exzedentenversicherer die Prüfung des Schadenfalls unabhängig von der Entscheidung des Grundversicherers zusteht. Zu den größten Hürden beim Aufsetzen einer Layerstruktur zählt sicherlich eine gewisse Homogenität in den Bedingungswerken der einzelnen Versicherer zu finden. Anderenfalls kann es zu einer Vielzahl von Anpassungen im Bereich der Exzedenten kommen, insbesondere zur Aufnahme von Ausschlüssen.

Sofern das versicherte Unternehmen ein internationales Versicherungsprogramm benötigt, kommt häufig erschwerend hinzu, dass hierfür nur eine beschränkte Zahl an Versicherern in Frage kommt. Da Versicherer, die nicht in der Lage sind solche Programme zu begleiten häufig erst bei höheren Attachment-Points zur Verfügung stehen, kann dies ebenfalls den Aufbau einer Exzedentenstruktur erschweren. Bei der Verlängerung ganzer Tower ist zu beachten, dass jeder Versicherer das Risiko individuell prüft, grundsätzlich aber die Entscheidung der vorlaufenden Risikoträger abwartet. Versicherungssummen- und Beitragsanpassungen sind danach mehr oder weniger unabhängig von den Entscheidungen der vorlaufenden Versicherer. Einer der bekanntesten Versicherungsfälle im Exzedentenbereich dürfte der getroffene Vergleich aus dem Juni 2021 zwischen den ehemaligen VW-Vorständen und der Volkswagen AG im Dieselabgas-Skandal sein.

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